G'scheites?

Lesen ist die kürzeste Verbindung zwischen Kopf und Bauch. 

Nicht suchen. Stammt von uns. Ist aber trotzdem so ;-)). Glauben wir zumindest. Deshalb wollen wir in mehr oder weniger regelmäßigen – schau mer mal! – Abständen zum Besten geben, was uns gefesselt, berührt, gelangweilt hat. Den Anfang macht ein tolles Buch von Andreas Eschbach: „Herr aller Dinge“. Richtig gelesen. Nicht „Herr der Ringe“, wäre an dieser Stelle wohl zu trivial. Siehe Tipp 1 ganz unten ;-))

Spannend 5: Shantaram: Gregory David Roberts; Goldmann 2010 (1088 Seiten ;-) (1.6.2015)

Ein Schmöker zum Versinken. Eintauchen in eine fremde Welt, Teil von ihr werden. Sie riechen, fühlen, spüren. Gänsehaut. Wann geht‘s weiter. Das kann passieren, wenn man sich in Roberts‘ Welt einlässt.

Jetzt lässt es sich natürlich trefflich streiten, ob wir hier ein Stück Literatur für die Ewigkeit vor uns haben oder „nur“ bestens unterhalten werden. Das mag jeder für sich entscheiden. Spaß macht es aber in jedem Fall.

Der Plot: „Shantaram erzählt in fiktionaler Form die Geschichte von Roberts’ eigenem Leben: Als der Australier Lindsay in Bombay strandet, hat er zwei Jahre seiner Gefängnisstrafe abgesessen und ist auf der Flucht vor Interpol. Zu seinem Glück begegnet er dem jungen Inder Prabaker, der ihn unter seine Fittiche nimmt. Auf ihren Streifzügen durch die exotische Metropole schließen die beiden eine innige Freundschaft. Von Prabaker lernt Lindsay nicht nur die Landessprache, sondern auch, mit sich ins Reine zu kommen: Er wird zu „Shantaram“, einem „Mann des Friedens“ und kämpft für die Ärmsten der Armen. Doch dann verfällt Lindsay der geheimnisvollen Karla, einer Deutsch-Amerikanerin mit dubiosen Kontakten zur Unterwelt …“ (amazon.at)

Lesenswert 4: Magazine (23.10.2013)

Warum immer Bücher? Es gibt auch tolle Magazine, die das Lesen kurzweiligst machen. Ein paar Vorschläge gefällig?

Philosophie: Hohe Luft: Klingt witzig, guter Titel, ist aber nur die Adresse der Redaktion. KISS - Keep it simple and stupid. Warum 'ne gute Anschrift nicht nutzen. Die Leute sind in Hamburg beheimatet und schreiben über Philosophie. Keine Angst, nicht abgehoben. Mitdenken sollte man aber schon. Themen: Was ist Moral (frag nach bei Sokrates)? Die Frage nach dem Tod, nach der Zeit uvm. Spannend, lesenswert. Erhältlich im guten Zeitschriftenhandel.

Geschichten, die das Leben schrieb: Reportagen. Der Titel ist Programm. In jeder Ausgabe versammeln sich Kapazunder, um ihre Geschichten im Band zu publizieren. Übrigens: Ziemlich gute Kooperation mit Freitag (genau, die Taschen aus LKW-Planen). Sitzen in der Schweiz. Am einfachsten via Abo.

G'scheites 3: Time is running out (Muse) (2.5.2013)

"Die Zeit vergeht nicht, alles andere vergeht. Die Natur. Die Materie. Die Menschheit. Aber die Zeit nicht. Die Zeit gibt es nicht." (Suter, Martin: Die Zeit, die Zeit; Diogenes Verlag, Zürich 2012)

Hm, klingt abstrus, komisch, hergeholt. Ist aber nachdenkenswert und rentiert sich. Wirklich! Denn das Phänomen Zeit bietet uns eine Spielwiese von Hypothesen, Theorien, Hirngespinsten. Was wäre, wenn die Zeit stehen bliebe? Oder der Tod Urlaub machte, niemand stürbe. Als stünde die Zeit. Oder gibt es die Zeit wirklich nicht, sondern nur die Veränderung? Die Zeit hingegen wäre ein Konstrukt des Menschen, um Veränderungen zu messen. 

Tatsache ist: Menschen beschäftigen sich, seit sie denken können, mit Zeit. Zeitreisen, Zeitsprünge, Zeitstillstand. Vielleicht ist es ein elementarer Wesenszug unserer Spezies, unserer Vergänglichkeit auf den Grund zu gehen. Aber: Vergessen wir darüber nicht das Hier und Jetzt. Es mit Leben, Sinn und - no, na - mit Büchern und Gedanken zu füllen. Nur ein Ansatz;-))

Literatur zum Thema Zeit:

Niffenegger, Audrey: Die Frau des Zeitreisenden; Fischer 2009

Fry, Stephen: Geschichte machen; Rowohlt 1999

Nadolny, Sten: Die Entdeckung der Langsamkeit; Piper 2007

Eco, Umberto: Die Insel des vorigen Tages; Hanser 1995

Pratchett, Terry: Gevatter Tod; Piper 2004

Tipp 2: Spaß mit 100 (29.4.2013)

Und damit wir unserem Vorsatz Genüge tun, sei an dieser Stelle ein weiteres Buch vorgestellt: Jonas Janssons „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Heißt wirklich so. Und was der Titel verspricht, hält der Inhalt: Alan Karlsson wird 100. Und jeder will gratulieren. Wie das halt so ist. Deshalb verschwindet er. So mir nichts, dir nichts. Und wird in ganz Schweden gesucht. Nicht genug, dass er zufällig einen Geldkoffer „findet“, nein, er  versetzt seine Umgebung durch seine Unternehmungslust und wahnwitzigen Ideen in helle Aufruhr. Und so nebenbei erfahren wir, warum unsere jüngere Geschichte so ist, wie sie ist. Witzig, schräg, aber auch tiefgründig: „Es kommt, wie es kommt“ – der stoische Lebensgrundsatz von Alan.

Jansson, Jonas: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand; carl’s books 2011

Tipp 1: Sci-Fi mit Tiefgang (24.4.2013)

Also: Charlotte und Hiroshi stammen aus sozial unterschiedlichen Elternhäusern: sie die Tochter eines Botschafters, er der Sohn der Zugehfrau. Klingt nach kitschigem Liebesroman, ist es aber nicht. Oder nur zum Teil. Denn Hiroshi verschreibt sich der Frage, wie er den Unterschied zwischen Arm und Reich aufheben kann. Also auch eine zutiefst philosophische und aktuelle Komponente. Und deckt so nebenbei ein uraltes Geheimnis auf. Eines sei noch verraten: Was hier nach archaischem Strickmuster klingt, ist ein spannender Sci-Fi-Roman, der jederzeit Realität werden könnte. Stichwort Nano-Technologie.

Eschbach, Andreas: Herr aller Dinge; Lübbe 2011